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Corona-Krise: Freiberufler und Selbstständige in Not!

Mrz 24, 2020

In diesen Tagen wird viel über die Corona-Krise und deren Auswirkungen geschrieben. Sehr wahrscheinlich wird es uns noch lange als dominierendes Thema begleiten.

Laut Statista liegt die Zahl der Einzelunternehmer bei 3,3 Millionen, davon sind rund 1,4 Millionen Freiberufler und zusätzlich kommen noch einmal ca. 2 Millionen Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMUs) hinzu. Dieser Artikel beschränkt sich allerdings auf die Einzelunternehmer, Freiberufler und KMUs mit bis zu 5 Mitarbeitern. Trotzdem soll aber an dieser Stelle für alle anderen die gleiche Anerkennung für ihre Leistungen die sie täglich erbringen ausgesprochen werden. In dieser schwierigen Zeit sind meine Gedanken gleichermaßen bei all denjenigen, deren Existenz durch die aktuelle Situation gefährdet ist und die so stark in Bedrängnis gekommen sind oder noch kommen werden. Mir ist bewusst, dass viele aktuell in unvorstellbar große Not geraten!

Neben den klassischen Mittelständlern ging bislang von den Freiberuflern, mit einem geschätzten Jahresumsatz von 370 Milliarden €, ein erheblicher Teil der deutschen Wirtschaftsleistung aus.

Wenn es dafür keinen Bedarf geben würde, wären die Zahlen sicher andere. Freiberufler bieten denen, die Sie engagieren maximale Flexibilität, ohne längerfristige Verpflichtungen eingehen zu müssen. Ihre Expertise erlaubt Unternehmen Innovation und Know How unkompliziert, bedarfsgerecht und temporär einzukaufen, um so ihre eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten oder kontinuierlich zu steigern.

Nicht für jeden einzelnen Unternehmer, aber sicher als Gesamtheit, kann hier in gewisser Weise von Systemrelevanz gesprochen werden.

Freiberufler arbeiten selbst und ständig. Neben ihrer Dienstleistung müssen sie sich mit vielfältigen anderen Aufgaben auseinandersetzen. Nicht nur die klassische Buchführung, rechtliche Themen, EDV und Marketing gehören dazu, sondern auch die Herausforderung, die ständig immer schneller verändernden Markbedingungen, sowie gesetzlichen Bestimmungen im Blick zu haben und entsprechende Weiterbildungen zu absolvieren.

Bei allem was sie tun, tragen sie stets die unternehmerische Verantwortung und folglich das unternehmerische Risiko, das damit einhergeht.

Wer sich dessen nicht bewusst ist, oder diese Hintergründe nicht kennt, dem ist oft nicht klar wie viel Aufwand damit verbunden ist.

Der Staat hat großzügige Hilfen angekündigt. Die Politiker haben nach anfänglichem Zögern, den Ernst der Lage erkannt und handeln ungewöhnlich schnell und der Situation angemessen. Auch den sonst eher ungeliebten Freiberuflern soll entsprechend Unterstützung zukommen. Die Rede ist von 9.000, -€ Soforthilfe für Unternehmen bis 5 Mitarbeitern. Das ist sicher das richtige Zeichen und eine gute Sache! Nur wird das einen Freiberufler in Not wirklich retten? Es ist zwar besser als keine Unterstützung, aber ich denke das wird die Kosten nur bedingt auffangen können. Sicher hängt es davon ab, wie lange die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus anhalten, dennoch gehe ich bei der Festlegung des Umfangs der Unterstützung von einem Denkfehler aus. Wer beispielswiese 4 Angestellte beschäftigt, wird damit gerade mal die Gehälter für ein bis zwei Monate auszahlen können, für weitere Kosten wie Miete, Leasing, Versicherungen, etc. wird es nicht ausreichen.

Wer sich also auf die Hilfen des Staates stützen muss, wird nach wie vor gefährdet sein und muss sich um seine Existenz Sorgen machen.

Was bedeutet das also? Nachdem es jahrelang nur nach oben ging, war eine Abkühlung der Wirtschaft schon lange zu erwarten. Die letzte Finanzkrise haben viele hautnah miterlebt. Deshalb sind die meisten ohnehin gewarnt gewesen und haben die Geschehnisse am Markt aufmerksam verfolgt. Dass jetzt die Auswirkungen noch dramatischer als in der Finanzkrise werden würden, haben wohl nur die wenigsten erwartet. Besonders kritisch trifft es die, die gerade mit der Freiberuflichkeit gestartet, oder in ihr Business investiert haben. Aber auch diejenigen, die die Ansicht vertreten haben: Hauptsache ausgelastet! Auslastung vor Tagessatz!

Diese Herangehensweise führt dazu, dass kaum Rücklagen gebildet werden können, um Krisen wie die aktuelle durchzustehen.

Oft wird der Fehler gemacht, den Tagessatz eines Freiberuflers mit dem eines Festangestellten zu vergleichen, obwohl hier wesentlich mehr Aspekte eine Rolle spielen. Eine erste Annährung bietet der kalkulatorische Satz, also nicht der Bruttolohn, eines festangestellten Mitarbeiters. Um dies zu verdeutlichen, hilft ein Beispiel anhand eines Facharbeiters in einem Industrieunternehmen, der je nach Qualifikation und Region zwischen 55,- und 65,- € pro Stunde liegen dürfte. Die Annahme eines mittleren Satzes von rund 60,- €, würde bei einer vergleichbaren Arbeitszeit von 10 Stunden pro Tag 600,-€ bedeuten. Geht man davon aus, dass die meisten Freiberufler durch einen Studienabschluss – ohne dies werten zu wollen – höher qualifiziert sind, ist hier ohne Führungsverantwortung von einem Tagessatz von durchschnittlich min. 800,- € pro Tag analog dazu auszugehen. Nicht berücksichtigt wurden dabei das unternehmerische Risiko und die Auslastung von ca. 60%. Kommt nun noch höhere Verantwortung beispielsweise für Führungsaufgaben und die oben genannten zusätzlichen Tätigkeiten hinzu, sowie der Ausgleich für die geringere Auslastung, steigt ein Tagessatz schnell im Mittel auf 1.150, – 1.350,- € pro Tag zzgl. Nebenkosten an.

Wer zu günstig anbietet, oder auf der anderen Seite zu stark die Preise drückt, gefährdet das System der Freiberuflichkeit. Schon bei der Finanzkrise sind viele Unternehmen auf der Strecke geblieben. Da sich die Auswirkungen dieses Mal flächendeckend zeigen und noch zeigen werden, dürften sie deutlich umfangreicher ausfallen. Die Bedeutung für die Wirtschaftskraft ist weiter oben bereits angesprochen worden. Nach der Krise werden wahrscheinlich nicht nur viele Arbeitsplätze verloren sein, sondern auch wichtige Dienstleistungen und Kompetenzen in dieser Form nicht mehr zur Verfügung stehen.

Dahinter stehen viele Schicksale. Eines dieser Schicksale aus der letzten Krise beschreibt Bert Overlack in seinem Buch“ FUCKUP“. Er erzählt von seinem dramatischen Weg, den er vor, während und nach der Insolvenz als Folge der Finanzkrise durchlaufen hat. Das elterliche Unternehmen hatte er ein paar Jahre zuvor übernommenen und sehr erfolgreich weitergeführt. Er beschreibt die verschiedenen Phasen die damit verbunden waren und wie er damit umgegangen ist, um später aus den Erfahrungen zu lernen, sie einzuordnen und wieder erfolgreich zu werden. Er gibt Anregungen, wie auch andere daraus lernen können und das unabhängig davon, ob sie in der gleichen Situation waren, sind, oder vielleicht davorstehen.

Wenn wir wollen, dass dieses Schicksal möglichst vielen erspart bleibt und dass auch in Zukunft die Freiberufler ihren Teil, für den nicht unerheblichen Beitrag zur Wirtschaftskraft im Land beitragen können, muss darauf geachtet werden, dass Freiberufler für Krisen gut aufgestellt und in der Lage sind diese unbeschadet zu überstehen. Nur eine nachhaltige Zusammenarbeit mit ihnen bietet dafür die Grundlage. Auf Staatshilfen sollte dabei eher nicht vertraut werden, wenngleich sie in der aktuellen Situation natürlich sinnvoll und richtig sind. Hoffen wir, dass diese ausreichen, um die zahlreichen kleinen und großen Unternehmen möglichst unbeschadet durch die aktuelle Krise zu bringen. Wichtig ist es aber auch, wieder die richtigen Schlüsse zu ziehen und für die nächste Krise gut gewappnet zu sein. Sie kommt bestimmt!

 

Für die bessere Lesbarkeit, verzichte ich bei meinen Blogbeiträgen auf die gleichzeitige Verwendung aller Geschlechter.
Selbstverständlich beziehen sich alle Personenbezeichnungen auf jedes Geschlecht.

 

Hier können Sie wichtige Informationen zu dem Thema finden:

www.vgsd.de (Verband der Gründer und Selbständigen Deutschland e.V.)

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